Neues

Konzertbericht // Stuttgart am 14.12 & 15.12.2025

Von Hamburg aus führt uns unsere gemeinsame Reise weiter nach Stuttgart und damit wohl nun endgültig ins letzte Drittel der „Hier sind die Onkelz“-Tour 2025. Noch drei Shows, dann heißt es Abschied nehmen, drängt sich ein Gedanke noch in Hamburg am Bus stehend in mein Bewusstsein, den ich aber schnell wieder beiseite schiebe. Dann versuche ich mich an Stuttgart zu erinnern und daran, wie wir im September 2022 dort eines der schönsten Konzerte der damaligen Tour mit euch gemeinsam gefeiert haben. Es war genauer gesagt der 18.09.2022, ein Sonntag und das 13. Konzert im damaligen Tourplan. Na, wer erkennt die Parallele schon? Auch in diesem Jahr war es ein Sonntag in Stuttgart und abermals das 13. Konzert dieser Tournee, die, ganz ähnlich wie vor drei Jahren, wie im Rausch an uns vorbeizieht. Geschichte wiederholt sich. Und damit meine ich nicht, das Gleiches passiert, sondern vielmehr dass sich die Muster ähneln. Wir finden, Geschichte als Kreis denkend, immer wieder zueinander zurück. Dabei seid ihr, als Fans sowie die Onkelz die Konstante in dieser Geschichte. Die Band und ihre Musik erzielt ganz besonders in Kombination und Interaktion mit euch Fans eine Wirkung, eine Dynamik, die es da draußen nicht so oft gibt. Soweit lehne ich mich gern aus dem Fenster. Das, was man als „Interaktionseffekt“ bezeichnet, war damals 2022 in Stuttgart besonders gut zu beobachten. Wir hatten im Vorfeld gleich drei Geburtstage zu feiern, eines der schönsten Konzerte der damaligen Tour mit euch und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir am Ende allesamt mit einem breiten Grinsen eingeschlafen sind. Würde sich die Geschichte auch dieses Mal in Stuttgart wiederholen?

Ehrlicherweise war mir das zu Beginn der Show an beiden Tagen jeweils gar nicht so klar. Die Reizreaktionskette, die jeden Abend mit dem Erlöschen des Lichtes in der Halle zu beobachten ist, habe ich bereits ausgiebig beschrieben. Da bildete Stuttgart selbstverständlich keine Ausnahme. Und dennoch, so war mein Eindruck, brauchte es ein paar Songs, bis sich die Dynamik entwickelte, die mir aus 2022 so lebhaft in Erinnerung geblieben ist. Spätestens mit „So sind wir“ war Stuttgart dann aber da und es begann sich ein Abend zu entwickeln, der (Achtung, Spoiler) dem vor drei Jahren in nichts nachstand. Was mir auf der Tour und ganz besonders bei diesen beiden Shows positiv aufgefallen ist, sind die vielen Generationen, die sich unter dem Dach der Onkelz mittlerweile vereinen. Selten habe ich so viele junge Fans im Publikum gesehen, entweder mit ihrer Eltern, Großeltern, oder allein, wie an diesen beiden Abenden. Drei junge Männer, vielleicht Anfang 20, fallen mir dabei ins Auge. Die Drei sehen ein bisschen so aus, als hätten sie vormittags noch eine Mathearbeit geschrieben und nun stehen sie, gemeinsam mit über 13.000 Fans, in der Halle und singen wirklich ausnahmslos jedes Lied des Setlist mit. Direkt daneben stehend, der allseits gefürchtete und beschriebene Generationskonflikt in Reinkultur: Ein Mann, jenseits der 60, könnte ihr Vater sein, hat seine letzte Mathearbeit wahrscheinlich vor vier Jahrzehnten geschrieben und auch er singt, als gäbe es kein Morgen mehr. Stephan wird es später treffend mit Dankbarkeit und Demut beschreiben, was hier offenbar wird. Demut dafür, dass wir Abend für Abend in ausverkauften Hallen spielen, dass ihr uns so leidenschaftlich und herzlich empfangt und durch eure Euphorie und Liebe zu den Onkelz die oben beschriebene Dynamik erst ermöglicht, die jedes Onkelz-Konzert so besonders macht. Demut aber auch, dass sich der viel zitierte „Onkelz-Virus“ durch die vielen Generationen trägt und kein Masken-Deal und keine Ausgangssperre euch davor schützt. Das ist nicht selbstverständlich und wir werden nicht müde, euch dafür zu danken.

Seit den beiden Shows in Hamburg hat sich mittlerweile etabliert, dass Kevin die Ansage zu „Ein langer Weg“ macht. Ein Stück, das mich bekanntlich Abend für Abend auf dieser Tour so selig zurücklässt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Aber mindestens genauso schön und herzerwärmend, wie der Song selbst, ist zu sehen, wie Kevin diesen Song ansagt. Ich meine, der Mann hat so ziemlich alles an Abgründen und Höhen erlebt, was ein Mensch im Stande ist auszuhalten. Und darüber hinaus. Von ganz oben, nach ganz unten und wieder zurück. Wenn jemand „Wir hatten wilde Herzen und dachten aus dem Bauch. Unser Lehrer war das Leben, die Straße das Zuhaus“ wirklich gelebt hat, dann Kevin. Ihn von Show zu Show wachsen zu sehen, wie er und seine Lebensgeschichte für so viele von euch ein mahnendes und positives Beispiel zugleich ist, ist eines der großes Highlights dieser Tour.

Apropos, Highlight. Im Vorfeld zu „Terpentin“ hatten wir innerhalb der Crew schon Wetten abgeschlossen, wie viel Dezibel wohl in Stuttgart erreicht werden würden und ob es dieses Mal gelingen würde, den Münchnern auf den letzten Metern doch noch die Tour-Krone zu entreißen. Stuttgart, ich will ehrlich zu euch sein, aber ich habe euch maßlos unterschätzt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ihr mit sagenhaften 110,4 dB nicht nur München vom Thron stoßt, sondern gleichzeitig die Messlatte für die beiden verbleibenden Tourstädte in Berlin und Wien ganz oben auflegt. Das war ganz großes Kino – Chapeau!

Immer wieder „Oh, wie ist das schön“ und immer wieder die lauten Chöre in der Halle bei Songs wie „Nichts ist für die Ewigkeit“ oder „Auf gute Freunde“. Stuttgart gibt sich keine Blöße und eskaliert dann vollends bei „Mexico“. Alles tanzt, alles singt und Pogo satt. Die Crew tanzt hinter der Bühne, die Sanitäterinnen und Sanitäter, die Secus, tanzen neben der Bühne und ihr tanzt davor. Das sind Bilder für die Ewigkeit und diese Momente mit euch, machen diese Tour einmal mehr so besonders für uns.

Um es abschließend mit Stephans Worten zu sagen: „Stuttgart, ihr wart gut. Ihr wart sehr, sehr gut“. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Danke!

📝 // Marco Matthes

📸 // Christian Thiele

Kommentar