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Was ist dein Job hier?

 

Ossy: Meine Aufgabe ist es hier herumzulaufen und so zu tun, als ob ich über alles Bescheid wüsste (grinst). Gottseidank hab ich meinen Partner Oliver dabei – wir müssen sehen, dass alle Gefüge ineinander gehen, dass alles klappt. Wir sind die Moderatoren im Hintergrund.

 

Was ist das Besondere an diesem Event hier?

 

Ossy: Die Einmaligkeit – wir alle erleben hier gemeinsam Rockgeschichte. Das hat es noch nie gegeben, dass eine Band innerhalb von 40 Minuten zwei Konzerte à 100.000 Zuschauer ausverkauft. Wir sind happy, dass wir ein Teil davon sind.

 

Wie sieht es mit der Logistik hier aus?

 

Oli: Die größte Herausforderung ist die Bühne gewesen; 600 Tonnen Stahl, viele davon absolute Sonderbauten in dieser kurzen Zeit mit dem tollen Design aufzubauen. Das Ding ist einmalig. Die Vision hier umzusetzen, die die Jungs hatten –1000 Leute haben gleichzeitig die Woche über auf diesem Gelände daran gearbeitet, diese Bühne zusammenzustellen. Nicht nur das Event ist geschichtsträchtig, sondern auch die ganze Produktion.

 

Welche Gewerke gehören zu eurem Bereich?

 

Oli: Wir haben den Adlerblick über alle Gewerke: die Security, die Gastrobetreuung, die gesamte Geländebespielung landet bei uns. Der Bühnenbau ist in Kooperation mit einem tollen Team von der Band zum Teil über uns abgewickelt worden. Die Verpflegung vor Ort, die Logistik, die Anreisen, das Logement für die Teams, die noch im Hintergrund stehen, bis hin zum Blümchen, was in der Bandgarderobe auf dem Tisch steht.

 

Könnt ihr das mit einer nationalen oder internationalen Konzertproduktion vergleichen?

 

Ossy: Wir haben hier ja schon einige Großveranstaltungen gemacht – AC/DC und die Rolling Stones – das sind normale Tourproduktionen, bei denen die Bands heute hier spielen, morgen in München und übermorgen in Paris. Hier ist das etwas anderes – es ist ein Gewerk, was hier zusammengebaut wurde, das es in dieser Einmaligkeit noch nicht gegeben hat. Es ist die größte Bühne, die je in Europa gestanden hat, was hat im Vorfeld natürlich einige Kopfschmerzen bereitet hat, weil die ausschließlich für dieses Event konstruiert wurde. Es ist unglaublich, ich bin schon ein paar Mal um den Block gewandert, so etwas habe selbst ich noch nicht gesehen.

Eine AC/DC-Bühne hat um die 55 Meter Breite, bei den Böhsen Onkelz sind es 95 Meter – die haben sich schon überdimensional ausgebreitet. Wenn diese Bühne am Rock am Ring stünde, würde sie über den Hang überstehen, die würde da gar nicht hinpassen.

Jerry Appelt (Lichtdesign) z.B. kommt eigentlich gar nicht aus dem Tourbereich, er macht eher Fernsehen – es war eine Herausforderung seine Ideen mit den Möglichkeiten unserer Fachleute zusammenzubringen. Man muss auch berücksichtigen, dass so eine Bühne bei Windstärke sieben anders zusammengeschraubt sein muss, als für eine Fernsehproduktion.

Selbst die Bildqualität auf den Leinwänden sah aus wie Top-High-amerikanische Filmproduktion.

 

Wie ist gestern der erste Tag gelaufen?

 

Ossy: Insgesamt toll, wenn man bedenkt, dass 100.000 Zuschauer hier sind. Es gab keine besonderen Vorkommnisse – im Gegenteil, die Polizei und alle örtlichen Behörden haben uns bestätigt, dass das der reibungsloseste Ablauf war, der hier in Hockenheim stattgefunden hat. Wir können uns freuen, dass wir wirklich gute Leute am Start haben, wo jeder in seinem Bereich ein absoluter Fachmann ist. Auch die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und allen anderen Abteilungen klappt hervorragend.

 

Wie viel Leute haben insgesamt an diesem Produkt gearbeitet?

 

Oli: Wenn du alle Gewerke mitzählst, dann läuft das bis zum Hauptbahnhof in Hockenheim, bzw. Mannheim und dann würde ich von 2.500 Beteiligten sprechen. Zu Hochzeiten des Bühnenbaus waren es ungefähr 1.000 Leute. Zu den Veranstaltungen kam jetzt noch das DRK, die Polizei und die Feuerwehr dazu.

 

Wie lange kennt ihr die Band?

 

Ossy: Schon seit ihren Anfangstagen. Mit Stephan war ich so peripher befreundet. Die Onkelz haben sich ja immer selbstveranstaltet. Die Freundschaft, gerade mit Stephan und Gonzo, hat sich richtig intensiviert, seit wir jetzt sehr oft miteinander zu tun haben. Kevin und Pe finde ich sowieso geil – wir mögen die Jungs, ich finde die einfach klasse. Ich mag die Band, weil sie aussprechen, was sie denken. Sie sind geradeaus, da gibt es keinen Bullshit und das Wichtigste: Ein Wort ist ein Wort. Der Handschlag zählt.

 

Wie habt ihr die Band gestern erlebt?

 

Oli: Mir ist wirklich erst bewusst geworden, was hier passiert, als ich irgendwann in den ersten Wellenbrecher reinging. Das war völlig überwältigend und ich glaub, die Band hat sich auf der Bühne nicht anders gefühlt.

 

Wie habt ihr die Fans erlebt?

 

Oli: Erstaunlich ruhig – ich glaube, jeder hat für sich ein stilles Kämmerchen aufgemacht und gespürt: Ich darf bei der Reunion DER deutschen Rockband dabei sein. Die Leute waren teilweise wie in Trance. Völlige Euphorie bei gleichzeitiger innerer Ruhe.

 

Wie ist die Entwicklung seit dem Lausitzring?

 

Ossy: Das ist nicht nur ein Konzert, das ist die Stunde der Wiedergeburt einer großen deutschen Band. Die 200.000 Fans, die lieben die Onkelz und die 300.000 Leute, die keine Tickets mehr bekommen haben, die lieben sie genauso. In dieser Intensität kenne ich das von keiner anderen Band. Die Leute im Publikum sind so textsicher, die feiern sich selbst und auch die Band reagiert darauf. Es ist wie ein großes Familientreffen, nachdem man sich jahrelang nicht gesehen hat.

 

Diese Freude, dieses Strahlen ist der Band auf der Bühne gar nicht mehr aus dem Gesicht gewichen!

 

Oli: Die Band war gestern von geballter Energie. Jedes Mal wenn einer von denen auf die Ego-Ramps gegangen ist hast du gemerkt: Geil, dass das wieder passiert!

 

Was erwartet ihr euch von heute Abend?

 

Oli: Genau dasselbe, nur besser. Wir haben alle aus dem gestrigen Tag gelernt und haben hier da etwas verbessert – z.B. die Ausgangsbeschilderung, wenn einer der Gäste nicht nachvollziehen konnte, wo sein Auto geparkt ist und wir haben ein paar Getränkestände umgestellt. Alles Details, um die Gesamtsituation für die Gäste zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass es heute genauso toll und friedlich abläuft wie gestern. Klar muss man 100.000 Leute nach dem Konzert vom Platz kriegen, aber das hat gut geklappt – wir hatten weniger als 1% leichte Verletzungen und heute machen wir es besser!

Ossy: Natürlich gab es den einen oder anderen Stau, aber das ist völlig normal. Das Publikum jetzt ist den Hockenheimring nicht gewohnt im Vergleich zu den Besuchern der Formel Eins – die wissen ganz genau, wo sie parken, wo sie entlangfahren müssen etc. Unabhängig davon haben wir sechs Großbaustellen im Bereich Mannheim. Aber wir haben gesehen, dass wir um 17 Uhr bis zu 80% voll waren. Selbst der Abfluss mit den Bussen, da haben wir insgesamt eine Viertelstunde Verspätung (nach Plan) und das auch nur aufgrund eines Verkehrsunfalls. De facto wären wir noch viel früher fertig gewesen, alle sind zufrieden. Wir waren alle dabei – yuhuu, geil!