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zu dieser gelungenen Onkelz-Aktion in München gefällig? Gerne! Alle Personen haben ihre Zustimmung gegeben und wurden im Nachhinein von der Redaktion anonymisiert!

Erinnerung eines gewissen Stephen Kreidner aus Hösbach:

Was für eine irre Aktion, ich errinne mich zwar nicht mehr gut, aber noch gut genug daran. Vor allem mit einer Menge Respekt für die Beteiligten, die mitunter ordentlich ins Risiko gegangen sind. Wie der LKW-Fahrer, der da mit der Nummer seinen Lappen aufs Spiel setzte.

Rückwärts durch eine Einbahnstrasse und dann auf den Marienplatz, nicht irgendein Platz. Ich meine: Das war das fucking Rathaus, vor dem wir die Fernseher abladen ließen. Das fand die Exekutive nicht besonders witzig. Auch, weil man es als Gefährdung von Politkern auslegen konnte, die da jeden Tag ein und aus gingen.

Das Ganze war generalstabsmäßig mit Walkie Talkies geplant und koordiniert. Tage vorher wurde schon gespäht und notiert und dann: ACTION!

3 comments

  1. Michael Hotze - 18. Februar 2022 18:11

    Ist es möglich das ich als ich mit Behinderung von Eucj ein paar Artikel bekomme. POSTET ODER T-SHIRT USW. ?

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  2. Andreas - 18. Februar 2022 08:23

    War eine coole Aktion!

    Hat man Euch eigentlich später irgendwelche Strafzettel verpasst?

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    • Rob - 21. Februar 2022 10:15

      Anbei der detaillierte Artikel zu der Aktion aus dem BO-Fanzine:

      Die üblichen Verdächtigen oder „Aktion 18. Februar – wir üben noch“
      von Edmund Hartsch

      Es läßt sich im Nachhinein nicht mehr zu 100% rekonstruieren, wer eigentlich die Idee hatte, aber ich habe da einen Mann aus Berlin in Verdacht, den ich hier der Einfachheit halber nur „den Inspektor“ nennen möchte. Das Schlimme bei so einer Idee ist eigentlich immer, daß wenn Stephan sie gut findet, sie auch definitiv in die Tat umgesetzt wird. Die Arbeit bleibt dann meistens bei uns hängen und wer einmal versucht hat 100 oder gar mehr alte Schrottfernseher zu „besorgen“, der weiß auch, daß das gar nicht so leicht ist.

      Ideen gab es viele, von „absolut undurchführbar“ bis „brilliant“. Wie es genau angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Ich weiß aber noch, daß als plötzlich wieder einer der verwegeneren Vorschläge im Raum stand, jemand sagte: „Stephan, das kannst Du nicht machen, dafür gehst Du in den Knast!“ und ich weiß noch, daß Stephan sagte: „Na und, dann gehe ich halt in den Knast“. Wie ging dieses Gespräch noch gleich? „Ja, aber Du bist Familienvater Stephan, Du hast einen kleinen Sohn.“ „Ja stimmt, scheiße! Hm, ach egal, dann drehe ich halt irgendetwas, so daß der Kleine auch in den Knast muß.“
      Also es wurde sehr viel gelacht, das gleich vorweg. Sollte es nun ein Abreißkalender werden, mit 365 Hassfratzen von Politikern oder Musikern? Ein kleines s/w Foto auf der Vorder und eine kurze Beschreibung ihrer Unzulänglichkeiten und ihrer Vergehen gegen die Intelligenz auf der Rückseite? Oder sollte es lieber ein großes Fahndungsplakat im Stile der siebziger-Jahre-RAF-Plakate werden, mit rund 35-40 „Schwerverbrechern“ aus der Musik-, Mode-, oder TV-Branche, bundesweit plakatiert? „Wir zeigen Euch an!!“ als Slogan in Helvetica halbfett 650 Punkt obendrüber? Was kann so etwas geben? Eine Sammelklage von den Anwälten der Beleidigten? Wieviel würden die sich gefallen lassen? Haben Bohlens oder Gornys oder Giglingers oder Siegels Anwälte was drauf? Raab würde damit durchkommen, die Onkelz sicherlich nicht…

      Allerdings, so muß ich hier einfügen, ging die Planung einer Performance schon bis in den Oktober/November letzten Jahres zurück, als MTV sich während der MTV-Video Awards in Frankfurt breitmachte und sich und die Industrie abfeierte. Vor unserer Haustür? „Das geht ja gar nicht!“ „Das kann nicht sein, da müssen wir etwas unternehmen.“ Vielleicht ein paar Zeppeline mit einer „Fuck you MTV- Eure Onkelz“ – Leuchtschrift? Am Tage der Veranstaltung über der Stadt kreisend? Keine Zeppelinfirma, die wir angefragt haben, wollte mitziehen. Dann halt Flugzeuge mit eben diesen Spruchbändern am Heck befestigt, im Wind flatternd. Auch nicht, denn am Tage langweilig, weil noch keine Stars unterwegs sind, die man hätte provozieren können und für die Nacht, gab´s keine Flugerlaubnis. Ein Fesselballon an der Festhalle befestigt? Niemals würde die Zustimmung vom Hausherrn, der Festhallen AG, erteilt werden. Riesige Transparente vielleicht, greenpeacemäßig am Messeturm befestigt? Die Tour-Rigger könnten sich abseilen und… Nicht zu realisieren. Scheiße, was dann? Stinkbomben während der Veranstaltung, dem MTV Programmchef vor die Füße geworfen, im Smoking getarnt? Geil, aber zu asozial. Bombendrohung? Langweilig.
      Daß der Anlaß zu einem Happening dann wenigstens das Erscheinungsdatum der neuen Single sein müßte und daß der Grund für den Song „Keine Amnestie für MTV“ auf dieser Single, das im letzten Jahr ausgestrahlte „MTVMasters“ gewesen ist, brauche ich nicht zu erwähnen, oder? Das ist soweit jedem klar.

      Zwischen all dem Gelächter und den wahnwitzigen Plänen, wollte dann jemand mit einem Truck nach München vor die Haustür von MTV fahren und ihnen eine LKW-Ladung alter Fernseher vor die Füße kippen. Ah, das hörte sich gut an, das war´s. Das war die Idee, die am meisten Zustimmung fand und sofort bis ins kleinste Detail ausdiskutiert wurde. Alles lief eigentlich prächtig. Wir haben telefoniert und rumgecheckt. Wo kann man Fernseher herkriegen und sind die „entgast“? Wenn nicht, dann implodieren sie beim Aufschlag und feinste Glassplitter vermischen sich mit der Luft, was beim Einatmen zu schweren Lungenschäden führen kann. Das wollte niemand. Also brauchten wir entgaste Fernseher. 50 in Offenbach, 50 in Augsburg und 50 in München. Wir haben auch viel über Sondermüll und über Müll der gesondert entsorgt werden muß, erfahren. Das ist nämlich ein Unterschied, wußte ich auch bis dahin nicht. Eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten, die nur wenig Erfahrung mit der Vorbereitung einer illegalen Aktion hatten. Wann fährt der Fahrer los mit seinem 40 Tonner und wo stellt er ihn in München ab? Unauffällig natürlich. Sonntags dürfen doch gar keine LKWs fahren, oder? Wie kommt er unerkannt auf das Gelände und was noch wichtiger war, wie kommt er möglichst schnell wieder weg? Wer macht was? Räumen wir den Kram wieder weg oder lassen wir ihn liegen? Machen wir es nachts oder im hellen Tageslicht? Irgendwann kam jemand auf die grandiose Idee, doch einfach einmal die Lage vor Ort zu checken. Wo wohnen die eigentlich? Die Enttäuschung war groß und ernüchternd, als man schließlich herausfand, daß MTV in einem barrackenähnlichen zweistöckigen Haus residierte, eingebettet in einer Ansammlung unspektakulärer und häßlicher Bürogebäude und daß die Einfahrt ziemlich mickerig, jedenfalls viel zu klein für einen 40 Tonner war. Großer Dank geht hier an einen Münchener Nicht-Onkelz-sondern-Techno-Fan-aber-trotzdem-MTV-Hasser, der uns eine sensationelle Photo-Shop-Skizze vom Gelände zugemailt hat. (Vielleicht ein Schlauchboot auf dem Eisbach hinter den Büros, von dem aus ein kleiner Guerillia Trupp in Tarnuniform gekleidet und mit geschwärzten Gesichtern, mit Gotcha-Pistolen bewaffnet die Fenster beschießt?)
      Gut, die Einfahrt war also zu schmal, was jetzt? Konzentriert Euch. Abblasen die Aktion? Auf keinen Fall. Irgendetwas mußte passieren, egal was.

      Wiederum machte jemand aus dem Demogewöhnten Berlin nun einen neuen Vorschlag. Ich glaube, es war wieder „der Inspektor“. Nämlich den LKW in der Innenstadt, gleich vor dem Rathaus auf dem Marienplatz, zu entladen und wiederum mußte jemand nach München fahren und die Lage vor Ort ausbaldowern. Noch zwei Wochen? Das ging alles viel zu schnell.
      Banner mußten gedruckt werden, Plakate mußten her und so ganz nebenbei sollte noch eine Single veröffentlicht werden. Der eine Chef im Urlaub, der andere auch. Na super.
      Letztendlich haben wir alles mehr oder weniger spontan entschieden und einfach immer das nageliegendste zuerst erledigt. First things first. Ralf Werner vom B.O.S.C. rief in einer kurzgehaltenen Rundmail an einige Fans im Münchener Raum dazu auf, sich für den Montagmorgen bereit zu halten. Es sollten nicht zu viele Fans sein. Wir wollten keinen Auflauf von 2000 Onkelzfans, die seit Samstag mit dem Zug unterwegs nach München waren und leicht reizbar, ohne Schlaf und einer Menge Bier im Blut auf dem Marienplatz randalierten. Wir hätten sehr leicht ein „großes Ding“ draus machen können, aber die Münchener Bullen, das wußte man, verstehen keinen Spaß und dass jemand verletzt wird oder sich unseretwegen mit den Bullen prügelte, war uns die Sache nicht wert. Eine kleine bescheuerte Aktion sollte es werden, mehr nicht. Eine kleine Aktion, die eigentlich niemanden interessierte, außer uns. Ein Statement, ein Kommentar, ein Flüstern, ein stiller, kaum hörbarer Protest. Sollte doch die Single für sich selbst sprechen. Daß es nicht das Geringste bringen, oder ändern würde, war uns allen von vorneherein klar. Aus dem stillen Protest gegen MTV wurde dann ein stiller Protest gegen die gesamte Fernsehlandschaft in Deutschland (siehe Flugblatt). Wir haben weder die Zeitungen, noch die in München ansässigen Fernsehsender informiert. Was zählte war die Aktion und nicht, ob jemand darüber berichten würde.

      Ab 9:00 Uhr tauchten die ersten Onkelzfans, wie verabredet am Rindermakt in München auf. Kleine versprengte Grüppchen, die sich mit Kaffee aufwärmten, während sie darauf warteten, dass etwas passierte. Um genau 9:30 Uhr fuhr der 40 Tonner Sandkipper in die 7t Zone am Marienplatz vor, hob seine hydraulische Ladefläche an und lud alle 150 Fernseher in wenigen Sekunden vor dem Rathaus ab. Über Handy gab „der Inspektor“ vom Einsatz-Einsatz-Team auf dem Platz eine weitere irreführende kryptische Botschaft an mich weiter: „Mader an Iltis, der Vogel hat den Wurm.“ Nicht mal jetzt konnten wir ernst bleiben. Das sollte wohl bedeuten, dass ich dran war. Also flugs ins Halteverbot vorgefahren und den bereitstehenden Fans Transparente, Flugblätter, Demoplakate, T-Shirts, Sticker und Singles ausgehändigt. Nach weiteren 38 sek. waren alle Fans auf dem Marienplatz und liefen in einer grotesken kleinen, an amerikanische Walfang-Demos erinnernden Runde, um den Haufen Schrott. Wie so ein Haufen aussehen würde, war ein weiteres Fragezeichen in unserer Planung und wir hatten in der Woche davor nicht die Zeit gehabt, einen Probelauf durchzuführen. Was wenn der Haufen in die Breite und nicht in die Höhe ging? Wir wollten eigentlich einen kleinen Berg haben, aber was dort schließlich lag, ähnelte eher einem Omelette. Egal, der Spaß hatte inzwischen das Kommando übernommen. Man munkelte, dass auch jemand vom Peter Maffay-Management zufällig vor Ort war und begeistert den „Skandal“ lachend via Handy nach Tutzing berichtete. Plötzlich waren auch mehr Kameras und Reporter da und ich frage mich, wo die ihre Bereitschaftskantine haben und wo die immer rumlungern, dass sie so schnell da sein können. Jedenfalls wesentlich schneller als die Bullen. Die brauchten satte 27 min. und kamen leider auch nur mit drei Streifenwagen. Waren dafür aber wenigstens recht humorlos, wie es sich für Bullen gehörte. Stephan brachte letztendlich aber auch die zum lachen. Als es dann deutlich wurde, dass es sich um eine Aktion der Onkelz handelte und Stephan die volle Verantwortung für alles übernähme, befanden die Beamten, dass es besser wäre, wenn er doch mal kurz mit auf die Wache käme.
      In der Zwischenzeit räumte unser Einsatz-Einsatz Kommando vom Putzdepartement den Schrott wieder auf den Laster, der Fahrer bekam eine Anzeige und die Fans fragten, wie es nun weiterginge. Wären wir in der Lage gewesen, mit unserem Truck zumindest 10-20 m an das Bürogebäude von MTV heranzufahren, hätten wir sicherlich kein Reinigungskommando mitgenommen. Da es sich aber um einen öffentlichen Platz handelte, hielten wir es für cooler, selber sauberzumachen. Einige Fans haben uns später dafür das Fehlen von Eiern vorgeworfen und das Ganze als eine „Wattebäuschchenaktion“ beschrieben. Denen sei gesagt, dass es uns in erster Linie darum ging, überhaupt irgendetwas zu tun. Wir hätten natürlich ein paar Scheiben einschmeißen, Mülltonnen umtreten, Wände besprühen können und und und… wollten wir aber gar nicht. Vielleicht beim nächsten mal, wir üben ja noch.

      Während Stephan nun bei den Bullen auf dem Revier saß und man den Staatsschutz dazugerufen hatte -denn es ging ja schließlich um die bösen „Böhsen Onkelz“- und während ständig ein weiterer Beamter das Verhör störte, um einen Blick auf Stephan zu werfen, was darauf schließen ließ, dass mindestens die Hälfte der Bullen auf dem Revier Onkelzfans waren, machten sich die zivilen Fans auf ihren Weg in die Osterwaldstraße zu MTV. Plakate noch in der Hand, wollte man einmal schauen, ob da nicht auch noch irgendetwas abging. Das hatte wohl auch MTV befürchtet und platzierte kurzerhand ein eigenes Kamerateam in ihrer jämmerlichen Einfahrt (verdammt warum war die nur so schmal?). Die Bullen, ein wenig gereizt, waren inzwischen auf die gleiche Idee gekommen und patroullierten nun in Streifenwagen den Mittleren Ring, hinter dem MTV-Gebäude auf und ab. Man sprach von einem spontanen „Onkelzgig“ und von „Farbbeutelanschlägen“ (auch keine schlechte Idee, aber unter unserem Niveau). Wiederum klingelte nun mein Handy und ein Mitarbeiter von Virgin, ein wenig sauer, weil nicht informiert über diese Aktion, rief mich an mit der Frage, ob er meine Nummer an MTV weitergeben dürfe, die wollten doch ganz gerne ein Statement zu der Geschichte haben. „Was denn für ein Statement?“ und „Wieso von mir? Haben die denn die neue Single noch nicht? Die ist doch seit heute draußen, die ist doch Statement genug, oder?“ Sachen gibt´s.

      Tatsächlich war eine zweite Aktion geplant, die allerdings scheiterte, weil der andere von uns vorbereitete 40 Tonnen Truck, ausgerüstet mit einer 54.000 Watt Anlage, noch vor seinem Einsatz den neugierigen Bullen ins Netz ging und der Fahrer festgenommen wurde. Gegen Mittag war der Spuk vorbei. Einige Fans waren sogar aus Norddeutschland angereist und machten sich nun auf den langen Heimweg, andere lungerten noch ein wenig in München oder vor dem MTV Gebäude rum, bis es nichts mehr zu gucken gab.
      „Der Inspektor“ aus Berlin dagegen wollte noch nicht ganz glauben, dass das alles war. In einer kleinen, partisanenmäßigen Soloaktion schnappte er sich eine Kiste Promosingles und latschte in die WOM-Filiale auf der Kaufingerstraße. Dort, unauffällig wie immer, im Trenchcoat und mit Sonnenbrille getarnt, tauschte er sämtliche CDs, vom „Act des Monats“ über die 1er Reihe der „Single Charts“ bis hin zum „Neuheiten/Bestseller“ Stapel, gegen die neue Onkelzsingle aus, knippste ein paar Bilder und verschwand wieder, ungesehen. (Hätte er sich sparen können, jetzt, wo WOM plötzlich eine „elegante“ 180° Drehung hingelegt hat). Auch an ihn ein großes Dankeschön, aber letztendlich auch nicht, denn er war es schließlich, der uns die ganze Arbeit im Vorfeld eingebrockt hatte.

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