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Chemnitz, ihr müsst jetzt ganz stark sein. 

Der Rückenwind dieses großartigen Konzerts in Stuttgart, das wohlige Gefühl einer nahezu perfekten Symbiose von euch Fans und den Onkelz, trug uns noch in der Nacht bis nach Nürnberg. Die Stimmung, die Energie hallte noch weit über “Viva los Tioz” hinaus und die Bilder, verewigt auf der Makula unseres inneren Auges, waren noch Stunden später gestochen scharf. Unter dem sonoren Brummen des Nightliners und mit einem Lächeln auf den Lippen, schliefen wir ein und ehe wir uns versahen, standen wir bereits vor der Arena in Nürnberg. Die Show 14 von 18 stand an.

Nürnberg, da war doch was. Oder war da nichts? Ich habe in sämtlichen Archiven gekramt, namhafte Historiker kontaktiert und im Bundesarchiv recherchiert, aber es ist wahr: Es gab noch nie ein Onkelz-Konzert in Nürnberg! Klingt verrückt? Ist es auch und wahrscheinlich kommt gleich wieder ein Hobby-Onkelz-Historiker um die Ecke, der seit 1980 jede Show gesehen hat und korrigiert mich, aber ich lege mich fest: Die Onkelz haben noch nie in Nürnberg gespielt! Somit also die zweite Konzert-Premiere der Vier auf dieser Tournee. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass diese großartig und sensationell gut läuft?

Die Arena Nürnberger Versicherung (grausamer Name), fasst maximal 11.000 Plätze bei Konzerten. Sie ist eigentlich in fester Hand der Nürnberg Ice Tigers, hat aber auch eine imposante Konzerthistorie: Peter Maffay, Elton John, Bob Dylan und Bryan Adams – alle schon mal dagewesen. Alle und jetzt eben auch die Onkelz. 

Der Aufbau innerhalb der Halle ist mittlerweile so routiniert, dass die ganze Stahlkonstruktion, mit den unzähligen Metern an Kabeln, dem Licht, dem Ton etc. in kürzester Zeit in jeder Halle steht. Dieses Mal wurden die LED-Wände vor der Show genutzt, um darauf Mario Kart zu spielen. Wer letztendlich aus der Crew das Rennen für sich entscheiden konnte, entzieht sich aber leider meiner Kenntnis. 

Der Einlass, gewohnt um 17:30 Uhr, verlief entspannt und bei bester Stimmung. Besonders fiel mir bereits früh auf, dass Nürnberg im Onkelz-Gesangbuch auch weiter als auf Seite 1 gelesen haben muss, weil den ganzen Abend über, neben “Oh, wie ist das schön”, auch weitere, kreative Gesänge hinzukamen. Wenn man 14 Shows lang, jeden Abend, aus über 140.000 Kehlen “Oh, wie ist das schön” gehört hat, freut man sich über jede kreative Gesangsabwechslung. Dafür schon jetzt einen Dank an Nürnberg!

Die Halle füllte sich zusehends und um 20:46 Uhr ging es endlich los: Die Onkelz-Premiere in Nürnberg. Das bringt mich direkt zu Kevin. Für alle, die sich bislang nur die Show in Nürnberg angesehen haben oder ansehen konnten, wird das vielleicht gar nicht so deutlich gewesen sein. Aber wer einen Vergleich hat, der musste heute Abend konstatieren: Russell, Note 1, setzen! Doch damit nicht genug: Die ganze Band spielte bei ihrer Premiere in Nürnberg einfach die perfekte Show. Kein Versinger, kein Verspieler, kein gar nichts! Es war von vorn bis hinten ein absolut perfekt gespieltes Onkelz-Konzert. 

Und Nürnberg? Zu Beginn sehr euphorisch, mitsingend und extrem laut. Zwischendrin, ungefähr bis „Terpentin“, hatte ich immer wieder den Eindruck, dass eventuell die Kälte des Eises unter den Platten in der Halle den Nürnbergern etwas die Füße eingefroren hatte. Ein Wechselbad zwischen lauten Chören und dann wieder eher verhaltenem Abwarten. Bei “Terpentin” brachen dann allerdings alle Dämme in der Halle und der bereits bekannte Siedepunkt einer jeden Onkelz-Show wurde erreicht.

4:28 Minuten. Das ist die Zeit für die “Ooooohs” aus Nürnberg. Der absolute Wahnsinn! Wir konnten weder unseren Augen noch unseren Ohren trauen. Das Ganze dauerte so lange, dass es sich die Backliner neben der Bühne auf der Couch bei einem Bier bequem machten und Stephan am Bühnenrand an neuen Songs schrieb. Chemnitz, es tut mir leid das schreiben zu müssen, aber der Wanderpokal wandert mal eben und völlig verdient nach Nürnberg! Danke, das war fett! Wenn München, Kempten und Köln hier nicht nochmal ordentlich nachlegen, sieht das für den Moment stark nach Platz #1 der Tour-Tabelle aus. 

Und während ich diese euphorisierten Zeilen schreibe, im Dusel der Glückseligkeit, will der Reinigungsdienst unser Social-Media Büro säubern und ich muss aufbrechen in Richtung des Nightliners zur Abfahrt. Unpünktlichkeit ist keine Option, sonst heißt es Taxi.

Nürnberg, wir sagen noch schnell danke für diese mehr als gelungene Premiere und natürlich Glückwunsch zum Tourpokal! 

München – Wir kommen!

Text // Marco Matthes

Fotos // Christian Thiele

Illustrationen // Lennart Menkhaus

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