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Im Sommer spielen die Onkelz zunächst im Diezenbacher Waldschwimmbad den ersten Teil ihrer eigenen „Lieder wie Orkane“ Festivals. Zusammen mit The Stroke, Motörhead, Blind Guardian und anderen Bands. Im August ging es dann in den Norden Deutschlands, buchstäblich auf die Wiese. Holger Hübner und Thomas Jensen, zu diesem Zeitpunkt schon gute Bekannte der Onkelz, fragten das B.O. Management an, ob man es sich vorstellen könne, beim diesjährigen Wacken aufzutreten. Nicht ganz ohne Hintergedanken. Das Festival hatte 1996 nicht die Akzeptanz, die es heute hat. Es stand, man muss es so deutlich schreiben, kurz vor dem finanziellen Ruin. Die Onkelz sagen zu und spielen ein furioses Set vor untergehender Sonne, vor einigen tausend Metal-Heads und vor vielen, extra für sie angereisten, Onkelz-Fans. Nach diesem Gig kann sich das „W:O:A“ langsam aber stetig zurück an die Wasseroberfläche kämpfen – ist aber noch weit von den triumphalen Erfolgen der späten 00er Jahre entfernt.

Im Herbst, genau genommen ab dem 17. Oktober, geht es dann auf ausgedehnte Deutschland-Tour. Die ersten Termine sind nicht besonders glücklich gewählt, da das neue Onkelz-Album „E.I.N.S.“ zum Start der Hallentournee noch nicht erhältlich ist. Dennoch wird es eine fantastische Tour, die allen Anwesenden noch lange im Gedächtnis bleiben soll.

Erwähnenswert ist, dass die Onkelz 1996 das erste Mal in der Frankfurter Festhalle spielen und nach 1995 erneut den Tourabschluss in Dortmund feiern. Dieses Mal vor 15.000 Fans – die Westfalenhalle bebt und platzt aus allen Nähten. Die Stimmung, eingefangen von einem professionellem Video-Team, ist unbeschreiblich. Die Band mobilisiert für diesen Gig ihre letzten Kraftreserven und Kevin, der erst kurze Zeit vorher einen beinharten Entzug hinter sich brachte, wächst förmlich über sich hinaus.

Zitat Biographie „Danke für Nichts“, Edmund Hartsch, Seite 264:

„Die Seele der Band, das war klar, und das hatte sich auf der 96er Tour deutlich sichtbar bestätigt, war Kevin. Seit 96 genoss er wieder großen Respekt in der Band und es war gut zu sehen, dass sich Stephan und Kevin auf der Bühne umarmten und sich „Fünf“ gaben. Jeder, der Kevin in seiner dunkelsten Phase von 91 – 94 erlebt hatte, der konnte nicht glauben, dass dieser Mensch auf der Bühne die gleiche Person gewesen sein soll. Wenn er sang, lief er nicht mehr wie ein eingesperrtes Tier im Kreis, was er damals noch oft getan hatte, sondern er bewegte sich wieder wie ein richtiger Frontmann. Er arbeitete mit dem Publikum zusammen, tanzte, schüttelte den Kopf, machte Ansagen, war selbstbewusst und sang wie nie zuvor. Kevin war clean und hochmotiviert, das konnte man sehen. Manchmal, wenn er sich über die Sonne oder über irgendwas anderes freute, dann war er wie ein Kind. Immer gerade heraus, scheißegal, was jemand dachte. „Guck mal Alder, wie geil die Wolken da drüben aussehen.“ Dazu kam, dass er anfing über seine Träume zu sprechen und über die Dinge, die ihn belasteten. Das hatte er früher nie getan.“

Damals ist noch nicht abzusehen, welche Dramen sich noch um den Sänger ereignen sollen. Die Biographie, die ein Jahr später erscheinen wird, sie zeichnet ein Bild von Kevin, das den damaligen Tatsachen tatsächlich entspricht und gleichzeitig, zusammen mit den Texten Stephans, Russell als eine Art „Alles Gute für die Zukunft“ Gesetzbuch dienen soll, an das er sich halten kann, wenn er versucht ist, schwach zu werden.

Ab der 1996er Tour, zusammen mit dem Release der „E.I.N.S.“ und dem folgenden Live Album aus Dortmund, setzt auch ein Generationswechsel und Übergang innerhalb der Onkelz Fans ein. Viele junge Menschen, die Anfang der Achtziger geboren wurden, und die für die „Heilige Lieder“, „Schwarz“, „Weiß“ und die „Hier sind die Onkelz“ noch zu jung waren, finden ab 1996-1997 zu der Band. Junge Kids, 13 bis 17 Jahre alt, die in der Schule Referate über die Onkelz abhalten, die Aufsätze über sie schreiben und ihre Religions- Politik- und Musiklehrer anhalten, die Texte Weidners mit in den Unterricht aufzunehmen. Die Fans, soviel wird klar, leisten Aufklärungsarbeit im großen Stil.

Tour mit Rinderwahnsinn
17.10. – Nordseehalle Emden
18.10. – Stadthalle Bremen
19.10. – Sport- und Kongresshalle Schwerin
21.10. – Music Hall Hannover
22.10. – Sporthalle Hamburg
23.10. – Congresspark Wolfsburg
25.10. – Hessenhalle Alsfeld
27.10. – Zenithhalle München
29.10. – Schwarzelhalle Graz Österreich
30.10. – Sporthalle Linz Österreich
31.10. – Messehalle Innsbruck Österreich
02.11. – Arena Nova Wiener Neustadt Österreich
04.11. – Josef von Frauenhofer Halle Straubing
05.11. – Donauhalle Ulm
06.11. – Friederich-Ebert-Halle Ludwigshafen
07.11. – Stadthalle Fürth
09.11. – V&M Halle Saarbrücken
11.11. – Sporthalle Oberwerth Koblenz
12.11. – Eissporthalle Kassel
13.11. – Siegerland Halle Siegen
15.11. – Thüringer Halle Erfurt
16.11. – Stadthalle Lichtenfels
18.11. – Schwarzwaldhalle Karlsruhe
20.11. – Festhalle Frankfurt
23.11. – Westfalenhalle Dortmund

Setliste Tour 1996

  • Intro
  • Hier sind die Onkelz
  • Lieber stehend sterben
  • Finde die Wahrheit
  • Danke für nichts
  • Danket dem Herrn
  • Nichts ist für die Ewigkeit
  • Kneipenterroristen
  • Lasst es uns tun
  • Nichts ist so hart wie das Leben
  • Heilige Lieder
  • Wieder man `nen Tag verschenkt
  • Gehasst, verdammt, vergöttert
  • Wer nichts wagt, kann nichts verlieren
  • Nur die Besten sterben jung
  • Ach, sie suchen Streit
  • Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben
  • So sind wir
  • Ich bin in dir
  • Könige für einen Tag
  • Nekrophil
  • Scheißegal
  • Dick und Durstig
  • Oratorium
  • Wir ham noch lange nicht genug
  • Ich mache was ich will
  • Mexico
  • Erinnerung

Tour 1996, Fotos: Hans-Martin Issler & Rüdiger Dunker

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