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Im April 2000 reicht es der Band. Nach immer wiederkehrenden, unzähligen Behauptungen des eigenen (Fan-)Lagers, die Onkelz hätten sich dem Establishment verschrieben, sie seien „kommerziell“, zu „angepasst“, ist es Zeit, ein Statement loszuwerden. Eine Richtigstellung der Verhältnisse, die die Fans aufrütteln soll:

Die Zeit ist wieder einmal reif für ein Statement.

Gerade in letzter Zeit haben sich die Vorwürfe gehäuft, wir wären kommerziell geworden und würden unsere Fans abzocken. Man behauptete, dass wir nur darauf aus seien, durch schlaue Marketingstrategie unsere Gewinne zu optimieren. Vielleicht sollten wir Euch an dieser Stelle einmal ein paar grundlegende Dinge erläutern.

Zunächst einmal würden wir gerne von Euch wissen, was „Kommerz“ oder „kommerziell sein“ eigentlich bedeutet. Habt Ihr Euch schon mal über die Definition von „Kommerz“ Gedanken gemacht? Wenn Kommerz bedeutet, dass wir mittlerweile verdammt viele Platten verkaufen, dann sind wir kommerziell. Wenn Kommerz bedeutet, dass wir in den Charts hohe Platzierungen erreichen, dann sind wir kommerziell. Wenn Kommerz aber bedeutet, dass man jede nur erdenkliche Möglichkeit ausschöpft, um noch mehr Geld zu machen, dann trifft dieser Begriff von „Kommerz“ nicht auf uns zu. Viele Künstler versuchen z.B. Einfluß auf ihre Verkaufszahlen zu nehmen. Sie buchen sich für 100.000,– DM auf die Titelseite des WOM Journals und erkaufen sich den Titel „Act des Monats“, oder sie treten bei Gottschalk in „Wetten dass…“ auf. Wir sind keine marketingorientierte Band. Das sind Dinge, die wir niemals nötig hatten und auch niemals nötig haben werden, Dank Euch.

Was die anderen Formen von Kommerz angeht: Wo sind denn die ganzen Sampler und Compilations, auf denen wir mit anderen „kommerziellen Bands“ um noch mehr Fans buhlen? Glaubt Ihr nicht, dass wir als top-verkaufende Band nicht genügend Angebote bekommen würden, den einen oder anderen Song auf einen Sampler zu stellen? Wo sind denn unsere Auftritte bei Top of the Pops oder bei Viva? Glaubt Ihr denn im Ernst, dass es nicht auch hier zahlreiche Angebote und Interviewanfragen gab, die wir grundsätzlich ablehnten? Warum versuchen wir denn immer alle wild zusammengemixten Veröffentlichungen unserer alten Plattenfirmen zu verhindern? Habt Ihr noch nicht gerafft, dass unsere alten Plattenfirmen nur die Rechte an den Songs aus der jeweiligen Periode halten und somit immer die gleichen Songs in verschiedenen Zusammenstellungen anbieten? Wer läuft denn auf den Flohmarkt und kauft Bootlegs für teures Geld? Warum gibt es denn Bootlegschmieden, deren Bestände in die hunderttausende gehen? Weil es einen Markt dafür gibt. Weil Ihr diejenigen seid, die diesen Müll kaufen. Niemand würde Bootlegs herstellen, wenn es keine Abnehmer dafür gäbe. Ihr lauft bis ans Ende der Welt, um ein schlechtes Bootleg für viel Geld zu kaufen, in der Hoffnung eine „tolle Rarität“ zu ergattern, aber Ihr regt Euch darüber auf, wenn ein Long Sleeve T-Shirt von uns 60.—DM kostet oder wir unser Merchandise um 2 neue Motive erweitern. Mann, Mann, Mann.

Wer wie wir seit 20 Jahren Musik macht, wobei die Hürden unserer musikalischen und menschlichen Entwicklung hinlänglich bekannt sein sollten, der muss irgendwann eine Professionalität erreichen, ohne die es nicht weitergehen würde. Und wer sich eine führende Position im Rockbusiness mit hohen Plattenverkäufen erarbeitet hat, der braucht eine Struktur, die mit diesen Dimensionen und mit diesen Größenordnungen umgehen kann. B.O. Management ist mittlerweile eine große Firma, das stimmt. Ein Löwenanteil aller Einnahmen aber fließt zurück in genau diese Strukturen. Wie Ihr alle wisst gab es einmal eine Zeit, in der niemand mit den Böhsen Onkelz zusammenarbeiten wollte. Wir haben damals aus der Not eine Tugend gemacht, in dem wir alles selbst organisierten, von den Tourneen, über Open Air Konzerte bis hin zu unseren Plattenkampagnen und CD-Veröffentlichungen. Daraus sind diese unabhängigen, freien und keinen Zwängen unterworfenen Strukturen entstanden. Unabhängigkeit kostet Geld, und zwar eine ganze Menge.

Zur Problematik im Internet:
Wir haben eine Menge Mails bekommen, von Leuten, die sich von uns abwenden wollen, weil wir die www.onkelzfan.de Site von unseren Anwälten „dichtmachen“ ließen. Nur soviel dazu: Wir haben www.onkelzfan.de nicht „dichtmachen“ lassen, sondern lediglich abgemahnt, worauf der Betreiber die Site geschlossen hat. www.onkelzfan.de hat eine Instrumentalversion von „Türken raus“ als MP3 zum Download angeboten, und das lassen wir uns nicht bieten. Abgesehen davon, dass es von uns keine instrumentale Fassung dieses bescheuerten Titels gibt, hätten wir, wenn wir gewollt hätten, dass „Türken raus“ veröffentlicht würde, es 1982 selbst getan. Solche Dinge laufen nicht. www.onkelzfan.de hat Scheiße gebaut, ist erwischt worden und damit fertig, Ende der Diskussion. Es gibt Grenzen bei den Onkelz, hat es schon immer gegeben, und wer die überschreitet, kriegt Stress.

Hier sei noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt: Wir respektieren die Onkelzfanpages – volles Programm – wir ziehen unseren Hut vor dem Engagement, das die Betreiber von z.B. www.internet-onkelz.de oder von www.3Tioz.de in ihre Pages stecken. Wir sehen, wie viel Mühe und Herzblut und Zeit in diesen Pages steckt und das finden wir geil. Aber, das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Es gibt Urhebergesetze, es gibt Verwertungsrechte und es gibt auch Dinge wie „Türken raus“ als MP3. Wer eine Fanpage betreibt und auf seiner Site kommerzielle Werbebanner, kostenpflichtige MP3s von neuen Songs, oder kostenlose MP3s von alten Songs zum Download plaziert, und damit Besucher auf die Site lockt, der betreibt keine unkommerzielle Site, sondern der verdient mit seiner Onkelzpage und mit unserem Namen Geld. Wir haben nichts gegen das Bereitstellen von Fotos, Noten oder Texten, und Ihr habt eine Menge Freiraum, aber das Anbieten von MP3s bringt Ärger mit den Plattenfirmen, die die alleinigen Auswertungsrechte besitzen und demnächst auch mit der GEMA (das wird richtig teuer) und es bringt Ärger mit uns, wenn jemand alte Songs wie „Türken raus“ etc. oder Bootlegs ins Netz stellt.

Zu Bootlegs:
Es gibt keine Band in Deutschland, die so viel und so konsequent gebootlegged wird, wie die Böhsen Onkelz. Das ist eine Tatsache. Was das bedeutet ist klar. Mit unserem Namen lässt sich Geld verdienen. Wie eingangs schon gesagt, es würde niemals soviele Bootlegs geben, wenn es dafür keinen Markt gäbe. Es geht hier doch nicht um den einzelnen Fan, der sich eine CD zum eigenen Gebrauch brennt und dann noch gleich eine für seine Freundin mitbrennt, sondern um die Leute, die dies im professionellen Stil betreiben. Wir haben Bootleg-Fabriken ausgehoben, deren Bestände in die hunderttausende gingen. Wer mit unserem Namen Geld verdient, der läuft vor eine Mauer.

Apropos „Fanabzocke“, es sind doch genau diese Bootlegs, die in miesester Qualität unter die Leute gebracht werden und niemals etwas neues enthalten, für die Ihr Euer Geld hinlegt. Das geht uns mächtig auf die Eier. Auch hier werden wir konsequent und mit aller Schärfe gegen die Verursacher vorgehen. Glaubt nicht, dass es uns um den Verlust von Geld geht, unsere Anwaltskosten sind utopisch. Es geht darum, dass jemand mit unserem Namen Scheiße baut. Wir haben keinen Bock auf Bootlegs in beschissener Qualität, die dann womöglich auch noch eine „rechte“ Covergestaltung aufweisen. Das lassen wir uns nicht bieten, dafür haben wir nicht all die Jahre gekämpft. Wer Bootlegs herstellt und sie vertreibt, muss nicht nur mit unserem Zorn, sondern auch mit dem der Plattenfirmen rechnen, die nach wie vor die Rechte an allen Songs vor „Ein böses Märchen……“ halten. Bootlegging ist eine illegale Form der Auswertung und Fanverarschung.

Zum Merchandise
Wir haben immer und werden immer den größten Qualitätsanspruch an uns, unsere Produkte und Produktionen stellen. Wir verwenden die besten und teuersten Materialien für unsere T-Shirts und der Druck ist das beste, was es auf dem Markt gibt. Was die Kollektionserweiterung im Merchandisebereich angeht, haben wir ein paar neue T-Shirt Designs gemacht, ein Hemd, eine Jacke, einen Schlüsselanhänger und einen Heckscheibenaufkleber. Das sind alles Dinge, die jahrelang von Euch gefordert wurden in hunderten und tausenden von Briefen und Mails. Immer wieder hieß es: „Macht doch mal eine Jacke“, „Macht doch mal dies…“ und „Macht doch mal das…“ Wir haben mit diesem Angebot auf eine Nachfrage reagiert, die es schon lange gab, bevor wir schließlich darauf eingegangen sind. Wenn´s Euch nicht gefällt, kauft´s halt nicht.

Veröffentlichungen + Tour:
Sowohl unser Studio, also auch die Produktion unserer Alben und deren Verpackung sind State-of-the-Art, das beste, was es für Geld zu kaufen gibt. Was unsere Shows angeht, möchten wir Euch auffordern, bei der nächsten Tour einmal genau hinzuschauen und zu überlegen, was eine solche Produktion wohl kosten mag, und das bei einem Ticketpreis von unter 40,– DM. Eine Bühne, wie Ihr sie auf der kommenden Tour sehen wird, hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Nennt uns doch mal eine Band, die eine Show von 2,5 Std. Länge (reine Onkelzspielzeit) und von solchem professionellem Aufwand zu diesen Konditionen anbietet.

Video:
Was glaubt Ihr denn, für wen wir dieses Video „Dunkler Ort“ gemacht haben? Etwa für das Fernsehen? Das kann ja wohl nicht Euer Ernst sein. Wie oft habt Ihr es denn wirklich im Fernsehen in voller Länge gesehen? Drei mal? Vier mal? Klar, haben wir es auch für uns gemacht, weil wir einfach Lust dazu hatten. Aber in erster Linie für uns alle zusammen. Ihr habt mit der Single ein Top-Quality-Produkt erhalten, eine Single mit Multimediatrack, Fotos, Songsample und Video, ohne dass diese Single mehr gekostet hätte, als die Singles anderer Bands. Uns war doch schon lange klar, dass dieses Video nicht auf Viva gesendet wird. Wer behauptet, das Video auf Viva gesehen zu haben, der lügt. Und was MTV angeht, sind wir von Anfang an davon ausgegangen, dass MTV dieses Video gar nicht erst senden wird. Fakt ist aber, dass wir bereits seit 1994 mehr oder weniger mit MTV „zusammen arbeiten“, wenn auch nur in kleinem Umfang. Es gibt doch noch Qualitätsunterschiede zwischen Viva und MTV. Das Teil hat satte 300.000,– DM gekostet, und dennoch haben wir es getan. Für uns, für Euch und eben nicht für die Medien. Das MTV es dann während der German Hitlist gespielt hat, ist in unseren Augen absolut in Ordnung. Es gibt unendlich viele Menschen da draußen, die die Böhsen Onkelz noch nie gesehen haben und die die haarsträubendsten Vorstellungen von uns haben. Warum sollen die nicht einmal sehen, dass wir diesen Vorstellungen nicht entsprechen?

Es muss Euch doch endlich einmal klar werden, dass wir als Band Bock darauf haben, Euch an unseren Projekten teilhaben zu lassen. Darum machen wir einen Clip, darum denken wir uns eine aufwendige Show aus, darum werden wir einen Tourfilm drehen, darum haben wir ein Buch herausgebracht und darum werden wir immer wieder Projekte in absoluter Top Professionaltiät angehen. Das ist der Anspruch, den wir an uns stellen. Von Euch wollen wir einfach nur, dass Ihr das respektiert. Niemand hat etwas gegen Kritik einzuwenden, wie es im Gästebuch geschehen ist, aber es muss jedem klar sein, dass wir uns nicht von Euch ans Bein pissen lassen müssen. Wie der Name schon sagt handelt es sich um ein „Gästebuch“. Wir hoffen, dass wir mit diesem Schreiben nun endgültig ein paar Dinge klar gestellt haben. Wir stehen nach wie vor zu Euch. Wer nun aber meint, er muss sich ganz dringend von den Onkelz abwenden, oder seine Onkelz – CD´s verkaufen, oder Hosen Fan werden, der soll das bitte tun, auf Wiedersehen. Allen anderen Onkelzfans und uns selbst wünschen wir eine geile spannende Tour mit hammermäßigen Konzerten. Wir werden weiterhin versuchen, die besten Produktionen und Produkte abzuliefern, und wir hoffen auch weiterhin auf Euren geilen Support.

Die Onkelz