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Gegen Ende April geben die Onkelz den Titel ihrer neuen Single bekannt.

„Onkelz vs. Jesus“ heißt die Veröffentlichung und reiht sich somit ein in die Lange Reihe größenwahnsinniger Provokationen, die alle in bester Onkelz-Tradition die eigene Legende hochleben lassen. Es geht in dem Song nicht etwa darum, am Image des Erlösers zu kratzen, sondern vielmehr darum, das eigene Image nicht ganz so ernst zu nehmen, wie es sicherlich der Großteil der deutschen Öffentlichkeit tut. Die Choruszeile unterstreicht diese Aussage noch, in der es heißt: „schock-non-stop bis jeder versteh´n muss, wir sind die Onkelz und bekannter als Jesus.“ Weiterhin geht es in „Onkelz vs. Jesus“ um 24 Jahre eigene kontroverse, meist planlose und nicht vorhersagbare Historie, die nun irgendwie und irgendwo auf ihrem vorläufigen Höhepunkt angekommen zu sein scheint.

Die Onkelz blicken zurück und tun dies in dem Kontext von „24 Jahre Onkelz“ gegen „2004 Jahre Jesus“. Zusätzlich zum Titelsong enthält die Single jedoch noch die Anklage „Superstar“. Ein Song, in dem die Onkelz endlich ein Thema verarbeiten, das ihnen schon lange auf den Nägeln brennt. Die Verdummung der deutschen Musikindustrie, die Verarmung der musikalischen Vielflalt, hervorgerufen und voran getrieben durch elendige und langweilige Castingshows, in denen Manager wie Thomas M. Stein oder Dieter Bohlen, der von den Frankfurtern als die Wurzel allen Übels ausgemacht wurde, sich nicht zu schade sind, sich auf peinlichste Art und Weise in Szene zu setzen. Vielleicht ist es nicht der Untergang der deutschen Musik, aber sie ist durch diese Fernsehformate dem Abgrund auf alle Fälle ein ganzes Stück näher gekommen.

„Prinz Valium“, eine treibende Instrumentalnummer, rundet das Onkelzrepertoire auf dieser Single ab, das schließlich in der Coverversion des alten Who-Klassikers „My Generation“ seinen Höhepunkt findet. Nur wenige Interpreten haben sich im Laufe der letzten dreißig Jahre an diese „heilige Kuh“ heran gewagt. Zeit also, dass die Onkelz hingehen und das Vieh endlich schlachten. Ohne Zurückhaltung und ohne Respekt wird „My Generation“ von den Onkelz interpretiert und getreu dem eigenen Motto – Wir sind die Geilsten – heißt es konsequenterweise im Hause Onkelz nur noch: „besser als das Original!“

Für das Artwork der Single und des kommenden Albums, kann Stephan Weidner seinen langjährigen Freund, den kubanischen Künstler Pozo verpflichten. Stephan, der viele Bilder von Pozo in seinem Privatbesitz hat und den Künstler oft bei sich zu Hause begrüßt, erkennt sofort das Potential in Pozos Arbeit und schlägt vor, zu „Onkelz vs. Jesus“ ein Video zu drehen, was man später als DVD mit auf das Album legen kann. Pozo, der sein Atelier gerade von Barcelona nach Berlin verlegt hat, und dessen Arbeiten bereits weltweit ausgestellt werden, beginnt seine Zusammenarbeit mit der renomierten Berliner Graphik Agentur „die Gestalten“ und fortan hört man nur gute Neuigkeiten aus Berlin. Das Artwork sei fantastisch, und man müsse unbedingt alles verwenden, was Pozo ablieferte. Pozo nimmt sich nun auch alle anderen Onkelzsonge vor und bringt dazu seine Visionen auf die Leinwand.

Die Single erscheint am Montag den 21. Juni und schießt eine Woche später von null auf zwei in die Media Control Charts. Die Presse hält sich bedeckt und ignoriert den Song weitgehend. MTV und Viva machen ihre üblichen Ansagen während ihrer Chartshows und die noch seichteren Formate wie Top of the Pops, Bravo, Yam und dergleichen werden vom B.O. Management freundlich aber bestimmt abgewiesen.

Böhse Onkelz / „Onkelz vs. Jesus“:

 

„Onkelz vs. Jesus“ – Pozo im Interview / Making-Of: